Hauptsächliche Fach-, Themen-, und Tätigkeitsfelder

  • Diagnostik: gab es leider nicht, während ich da war, aber normalerweise schon
  • Gruppen- und Einzelgespräche: Offene Gesprächsgruppen sollen Patient:innen helfen, über ihre Probleme zu reden und dabei ihre sozialen Kompetenzen zu stärken. Sie können dazu beitragen die Patient:innenrolle besser annehmen zu können. Einzelgespräche können Patient:innen zusätzlich helfen, mit ihrer psychischen Erkrankung besser umzugehen. Das Akzeptieren der psychischen Erkrankung kann sehr schwer sein. Nicht alle Patient:innen haben eine Krankheitseinsicht und/oder sind in ihrer Patient:innenrolle angekommen. Einzelgespräche können auch eine Art Krisenintervention sein.
  • Psychoedukative Gruppen: haben das Ziel der Wissensvermittlung über ein bestimmtes Thema. Zusätzlich soll es zu einem Austausch und Diskussionen zwischen den Patient:innen kommen.
  • Beratung und Unterstützung von Angehörigen: Psycholog:innen können nicht nur den Patient:innen helfen, sondern auch ihre Angehörigen unterstützen, beraten und begleiten. Hierbei können Entlastungsgespräche hilfreich sein. Diese fanden aufgrund der COVID-19 Pandemie nicht statt, gibt es aber normalerweise schon.
  • Progressive Muskelrelaxation: soll Patient:innen helfen, ihre Gedanken „abzuschalten“. Durch das Anspannen und Entspannen einzelner Muskelgruppen soll ein Entspannungseffekt erzielt werden. Dies ist besonders bei unruhigen Patient:innen zu empfehlen.
  • Teilnahme an Teammeetings: Psycholog:innen müssen regelmäßig an Teammeetings teilnehmen, sowohl mit dem ganzen SPA-Team, als auch mit dem TTZ-Team (= Team des Therapeutischen Tageszentrums). Die regelmäßigen Meetings helfen Mitarbeitenden, informiert zu bleiben und bieten eine Möglichkeit, komplexe Fälle gemeinsam zu besprechen.

als Pflichtpraktikum anrechenbar?

Ja (SFU)

Geeignet für Bachelor und/ oder Masterniveau?

eher Master

Vergütet?

Nein

Zeitraum, zeitlicher Aufwand und Flexibilität

Insgesamt 550 Stunden, absolviert zwischen Oktober 2020 und Mitte Jänner 2021.

Die Arbeitszeiten waren ungefähr von 9:00 bis 16:00 Uhr, jeweils von Montag-Freitag. Nachtdienste oder Wochenenddienste gab es nicht, da das Ambulatorium Favoriten nur unter der Woche geöffnet hat. Durch die Pandemie gab es auch Homeoffice-Tage, die etwas mehr Flexibilität erlaubten. Ich konnte mich aber immer gut absprechen bezüglich meiner Arbeitszeiten.

Soziale Atmosphäre

Die Kolleg:innen waren alle sehr nett, ich durfte auch mal bei Gesprächen mit den Psychiater:innen zuhören oder am Programm der Ergotherapiegruppen (3 verschiedene) teilnehmen. Ich wurde sehr lieb ins Team aufgenommen und habe mich wohl gefühlt. Die Weihnachtsfeier beim Maronistand war ein schöner Abschluss für mich.

Fachliche Expertise, Anforderungen und Betreuung

Die Betreuung war toll. Es haben sich sogar 2 Psycholog:innen um mich gekümmert.

Kurzer Erfahrungsbericht

Allgemein muss ich sagen, dass das Praktikum durch die Pandemie schon eingeschränkt war und ich glaube, dass ich sonst an vielen weiteren psychologischen Gruppen hätte teilnehmen beziehungsweise diese leiten können. Leider konnte mein Schlafprojekt nicht stattfinden, aber ich konnte mich zum Thema Schlafstörungen weiterbilden. Einige der SPA-10 Patient:innen leben zurückgezogen und kämpfen jetzt mehr als sonst mit der Einsamkeit. Ich habe auch gesehen wie die Patient:innen unter den Maßnahmen leiden und wie wichtig es für sie ist, trotzdem ins Ambulatorium zu kommen und eine Ansprache zu haben. Deshalb finde ich es gut, dass die Hygienemaßnahmen so streng waren und die Patient:innen, die am meisten Hilfe brauchen, trotzdem noch kommen konnten. Durch das Tragen von FFP2- Masken, das regelmäßige Desinfizieren, das Fiebermessen der Patient:innen und die wöchentlichen Corona-Tests habe ich mich sicher gefühlt.

Ich bin sehr dankbar für die vielen lehrreichen Erfahrungen, welche ich sammeln konnte. Einmal wurde ein Pfleger des PSDs in Floridsdorf mit einem Messer attackiert, dies hat das ganze Team erschrocken und erschüttert. Zum Glück sind solche Taten eine große Ausnahme. In den Wochen danach war auch im SPA-10 ein Sicherheitsmann anwesend, dadurch habe ich mich schon sicherer gefühlt, aber auch die möglichen Gefahren des Berufes erkannt. Ich habe gelernt, dass die meisten Patient:innen eine Vielzahl von Diagnosen haben. Die Patient:innen haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Manche haben schwere Schicksalsschläge erlebt. Viele hatten oder haben immer noch Suizidgedanken. Ich habe gelernt mit diesen Situationen besser umzugehen. Hier finde ich das multi-professionelle Team besonders hilfreich. Einerseits bekommen die Patient:innen dadurch eine äußerst umfangreiche Therapie. Es besteht ein Sicherheitsnetz von mehreren Personen, alle Mitarbeitenden beobachten die Stabilität der Patient:innen gemeinsam. Dies bedeutet auch, niemand ist alleine für eine zu behandelnde Person verantwortlich, dafür braucht es eine gute Zusammenarbeit.

Für die Zukunft möchte ich mir mein verstärktes Selbstvertrauen mitnehmen. Ich kann mit Patient:innen mit psychischen Erkrankungen reden und ihnen einfühlsam zuhören. Im Umgang mit Patient:innen wurde ich entspannter. Besonders stolz bin ich auf mein erstes Einzelgespräch und meine eigene Vorbereitung und Leitung von psychologischen Gruppen. Ich möchte mir auch den Mut mitnehmen, um aus meinen Fehlern zu lernen. Ich denke, eine kritische Selbstbeobachtung und konstruktives Feedback annehmen zu können, ist als Psycholog:in essentiell.

Ich würde das Praktikum auf jeden Fall für alle empfehlen, die in einem multi-professionellen Team arbeiten möchten und denen der direkte Kontakt mit den Patient:innen wichtig ist.

Allgemeine Bewertung

8/10 (Abzüge hauptsächlich wegen der covid-bedingten Einschränkungen)

Bericht verfasst von:

Marie Kriegler

Bachelor in Angewandter Psychologie an der Universität Durham in England, aktuell im Masterstudium in Klinischer Psychologie an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien. Sie freut sich auf die postgraduelle Ausbildung als klinische Psychologin um ihr Fachwissen in der Praxis anzuwenden und zu erweitern.

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